Raucherclub

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Seit September 2008 gibt es ja nun auch in Nordrhein Westfalen ein Rauchverbot in den Gaststätten. Ist irgendein deutsches Recht, das auf irgendeiner Europa-Verordnung basiert – soweit ich das verstanden habe. Und wie überall, wo das Rauchverbot in der Gastronomie verordnet wurde, setzt auch hier ein Kneipensterben ein. Zum Glück gibt es jetzt Raucherclubs - jedenfalls haufenweise davon in Düsseldorf. Eigentlich ist inzwischen selbst die letzte Pommesbude ein Raucherclub geworden. Selbst der Hotel und Gaststättenverband hilft dabei mit. Die Gastronomen wehren sich gegen ein unsinniges Gesetz, das Ihnen an die Existenz geht. Und bei mir in der Brieftasche stapeln sich inzwischen die Mitgliedsausweise von Raucherclubs – obwohl ich Nichtrauscher bin!

Ein Raucherclub in NRW ist eine geschlossene Einrichtung, in die nur Vereinsmitglieder dürfen. Die Gaststätten haben sich in der Regel ab einer gewissen Uhrzeit an diese Raucherclubs vergeben. Nachteile sind, das keine Kinder und Jugendlichen (auch nicht in Begleitung ihrer Eltern mit Mitgliedschaft im Club dann in den Räumen sein dürfen. Die unschuldigen Kinder werden auch gegen den Willen der Eltern vor dem Passiv-Rauchen in einer Kneipe beschützt.

Was wollte der Gesetzgeber mit dem Rauchverbot bezwecken? Die Gäste und Mitarbeiter sollten von Gesundheitsbeeinträchtigungen durch passives Mitrauchen geschützt werden. Eine noble Einrichtung also: Die Gesundheit der Leute soll geschützt werden. Finde ich gut, wenn man die Gesundheit beschützt.

Aber was ist passiert? Raucher gehen nicht mehr in Gaststätten oder Kneipen. Oder wenn, dann nur kurz um was zu Essen – der Kaffee nachher oder das Bierchen, weil man sitzen bleibt, wird nicht mehr genommen – die Raucher gehen dann lieber nach Hause, wo Sie ihrer Sucht frönen dürfen. Es gibt viele Plätze in den Gaststätten, die leer bleiben oder schnell wieder leer werden. Ein Rauchverbot in einer Gaststätte ist ja leider keine Ermunterung, mit dem Rauchen aufzuhören – sondern halt nur ein Rauchverbot an einem Ort. Und so können die wenigen, verbleibenden Nichtraucher in der Gaststätte mit einer Garantie, nicht einer Gesundheitsgefährdung durch Passiv-Rauchen ausgesetzt zu sein, ihre Zeit verbringen. Und dabei zusehen, wie der Wirt langsam aber sicher pleite geht. Weniger Gäste oder Gäste, die weniger verzehren, schaden der Wirtschaft – im wahrsten Sinne des Wortes.

Also: Gesunderer Gäste, die bald aber keine Gaststätte mehr finden? Für den Aperatschik in Berlin oder Brüssel is damit das Problem dann gelöst. Allerdings: Schon mal nachgedacht, das auch die Steuern der Gastronomie den sicheren Arbeitsplatz in der Verwaltung gewährleisten?

Egal, denken braucht man da nicht, auch nicht bei der Erstellung von Gesetzesvorlagen. Wie gesagt: Ich finde Gesundheitsschutz Klasse. Auch Klasse finde ich, wenn ich nicht bevormundet werde. Und auch Klasse finde ich, wenn meine Stammkneipe nicht zu machen muss.

Das Hilfsmittel der Gastronomen, sich gegen die jetzigen, existenzbedrohenden Gesetze zu wehren, die Raucherclubs, verursachen bei ihnen eine Menge neue Zusatzarbeit: Es muss ein Club gegründet werden mit Vorstand, alle Gäste müssen zu Mitgliedern werden, es müssen dann Mitgliederlisten geführt, Beitrittserklärungen aufbewahrt, berge von Mitgliedsausweisen ausgestellt werden. Verwaltung erzeugt Verwaltung – vielleicht ist das das eigentliche Ziel der Verwalter, die dieses Gesetz gemacht haben?

Hätte es keine Alternative gegeben? Zum Beispiel das die Wirte dazu verpflichtet gewesen wären, ihre Gaststätte als „Mitrauchergaststätte“ auszuweisen – im Stil von „Hier wird geraucht“ – dann kann ein Gast oder ein Mitarbeiter selbst entscheiden, wo er hin will und wo nicht. Oder – wenn man di Gesellschaft vor dem Rauchen schützen will – warum nicht gleich ganz verbieten? Aber dann fehlen ja die Einnahmen aus den Steuern auf die Zigaretten und den Tabak – vom Eingriff in Selbstbestimmungen mal ganz zu schweigen. Aber Prohibition … warum nicht? Wäre doch ehrlicher, die Raucher in die komplette Illegalität der Kellerbars und Gartenhäuschen zu treiben …

Vorher gab es einige, wenige Nichtraucherkneipen, die das als Markenzeichen hatten … selbst denen nimmt das Gesetz nun ihre Marke.

Für ne Rheinländerin krempeln sich bei der ganzen Aktion des Gesetzgebers die Fußnägel hoch. Was kommt als nächstes in der Regelungswut? Vielleicht soll unser Düsseldorfer Altbier mit einem Bann in den Kneipen belegt werden? Zum Schutz von Passivtrinkern (konnten Sie bei Altbier schon mal aktiv „Nein“ sagen?). Oder Fastfood – da werden jeden Tag Millionen Menschen über Werbung dazu gezwungen, ungesunde Nahrung zu sich zu nehmen. Oder Tütensuppen?

Ich denke, wir brauchen nur dann neue Gesetze, wenn diese irgendetwas besser machen als vorher. Sicher sollen Schwache vor dem Ausnehmen durch die Starken geschützt werden. Und abgewägt muss immer werden: Was bringt das Gesetz positives, was bringt es Negatives. Die Verpflichtung der Gastronomie zum Schutz von Leuten vor dem Passiv-Rauchen schützt – wen? Mich jedenfalls nicht – ich gehe in die Raucherclubs – da sind meine freunde – egal ob Raucher oder Nichtraucher – auch.

Foto: Markus Lenk

Datum: 25.11.2008

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Kommentar (1)

tanja

(13.01.2009)

Hallo Webprinzessin, ich hab deinen Kommentar gelesen, und ich muß sagen, ich hab heut nen Anruf erhalten, von meinem Dad der mich erschüttert hat. Hier in Duisburg gibts jetzt nen Raucherclub wo Kinder nicht erwünscht sind und das kommt vom örtlichen Ordnungsamt, bzw. ist von diesem verordnet worden. In diesem Raucherclub kann man ironischerweise auch speisen. Also kann es auch sein das dort Kinder mit ihren Eltern essen möchten, aber leider müssen die Kinder draussen bleiben, da diese ja nicht erwünscht sind. Geht das bei dir in Düsseldorf auch so? Ich habe ein kleines Kind, gehe gern mit ihr essen, was nicht heissen soll., das ich unbedingt dort essen will. Fakt ist, wenn meine Kleine ihren Opa dort gesehen hat, ist sie rein gegangen um mal mit ihm ne Fanta zu trinken, leider ist die Wirtin nun gezwungen ihre Gäste der Zukunft hinauszubefördern. Wann ist dieser Irrsinn endlich zuende? Dürfen wir hier bald nixm ehr? Bald kriegen wir alle ne Kamera in die Wohung installiert und wenns heimmlich passiert, dann haben wir Big Brother extrem und dann dürfen wir noch nichtmal mehr Obst aus dem Treibhaus kaufen... Wasn Kontrollwahn hat denn die Politiker befallen die so ne Kacke machen? Okay, da dieser Artikel erstmal geprüft wird, hoffe ich das nen NRWler trotzdem hier zu lesen sein wird... Sind wir einer Meinung? Aber mal was anderes: Dürfen Kinder dann in die gaststätte dann noch nicht mal mehr zum pinkeln gehen? Ich fühle mich als Mensch gerad ziemlich diskriminiert. Lg aus Duisburg