Auf nach Europa!

Visumstelle der britischen Botschaft Minsk
Visumstelle der britischen Botschaft Minsk
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Verwaltungen sind ja eine Welt für sich. Ich rede jetzt nicht mal von Verwaltungen in Deutschland – auch wenn da bestimmt einiges zu verbessern ist. Ich rede mal von Verwaltungen der Interessen eines Landes im Ausland – von Botschaften. Und heute besonders über eine Botschaft: Die britische Botschaft in Minsk, Weißrussland. Die Vertretung der Britten in einem anderen europäischen Land – das nicht zur Europäischen Gemeinschaft gehört. Einem Land mit Visumpflicht für Einreisen nach Großbritannien.

Wir, die wir im grenzenlosen Europa leben, haben ja schon manchmal vergessen, was „Visum“ überhaupt bedeutet. Unter einem Visum – normalerweise Einreisevisum – ist in Sichtvermerk in einem Reisepass gemeint, der von amtlicher stelle ausgestellt eben zur Einreise in das ausstellende Land berechtigt. Das Visum dokumentiert, das man berechtigt ist, fremden Boden zu betreten. Der ausstellende Staat kann da zum Beispiel die Durchreise erlauben oder den Aufenthalt für eine Bestimmte zeit im Lande. Damit wird gewährleistet, das nur ins Land darf, wer dort auch erwünscht ist. Es genügt nicht, das man einfach nur mal da hin will – man muss um Erlaubnis fragen. Ein paar Leute sind gerne gesehen – andere nicht.

Die Regeln, nach denen man ein Visum bekommt, sind in der Regel veröffentlicht. Wer also auf die Webseite zum Beispiel der britischen Botschaft in Minsk schaut, der weiß, wann er ein Visum bekommen kann und wann nicht. Man muss erwünscht sein.

Unerwünscht sind alle, die böses im Schilde führen – Kriminelle oder Leute, die den Staat Geld kosten. Erwünscht sind alle, die eine volle Brieftasche mit sich führen – egal ob kriminell oder nicht. Hauptsache, sie kosten den visumaustellenden Staat kein Geld.

Britische Botschaft MinskUnd so gab es sich dann im kalten Weißrussland, das eine Freundin von mir ihre Ausbildung im fernen Großbritannien fortsetzen wollte. Das sie dafür Geld mitnehmen musste, wusste sie – sogar das es viel Geld ist. Denn nach England darf man durchaus reisen und sich dort aufhalten für eine Ausbildung – wenn man genug Geld hat. Geld war da. Sie bemühte sich also um den Ausbildungsplatz – und bekam ihn von der Schule, die sie besuchen wollte, zugesprochen – nach Zahlung ihres Einschreibe-Obolus. Dann ging sie mit viel Papieren bewaffnet, die nachwiesen, das sie den Aufenthalt in England und der Schule selbst bezahlen konnte und dem Aufnahmeschein bei ihrer neuen Schule zur britischen Botschaft nach Minsk. Vorgelegt wurden alle Nachweise, es folgten diverse Interviews, Nachforderungen von Papieren, neue Interviews. Unsere Freundin war Tage lang in den Gängen, Wartezimmern und Interviewräumen unterwegs. Nur um in Gesprächen zu hören, das die Unterlagen alle in Ordnung sind – und dann zu lesen zu bekommen, das ein Visum nicht erteilt werde. Visumantrag abgelehnt. Noch nicht mal ein Grund wurde genannt.

Das Geld an die Schule war lange bezahlt, alle Vorbereitungen für die Reise getroffen – aber jetzt gab es kein Visum.

Zum Glück war meine Freundin nicht auf den Mund gefallen. Sie legte Widerspruch gegen die Entscheidung ein, verwies noch einmal auf alle erfüllten Voraussetzungen, auf ihr Geld und auf eine ansonsten Lupenreine Geschichte von Auslandsreisen – visumpflichtige Auslandsreisen – mit Visumstempel aus vielen anderen Ländern der Europäischen Gemeinschaft. Allein diese „saubere“ Geschichte in ihrem Pass wollte sie sich nicht von einer unbegründeten britischen Ablehnung kaputtmachen lassen. Viel Hoffnung auf erfolg hatte Sie dabei nicht.

Aber es geschehen doch noch Wunder: Nach ein paar Wochen bekam sie einen Anruf, das ihr Visum nun doch erteilt werde, sie könne es sich abholen. Fast ungläubig berichtet sie ein paar Tage später, das sie tatsächlich das Visum für Großbritannien in ihrem Pass habe. Man habe sich bei der Ablehnung einfach vertan, verrechnet. Zum Glück habe Sie sich beschwert ...

Ob Sie jetzt wirklich nach England fährt, das ist eine komplett andere Geschichte. Die britische Botschaft hat nicht viel dafür getan, das sie Lust hat auf die Briten. Wenn dort alle so kompliziert und „gastfreundschaftlich“ sind, dann muss sie ihr Geld dort nicht unbedingt ausgeben. Wäre schade um die Ausbildung. Und ist schade um eine vertane Chance für etwas mehr Integration in Europa, um „voneinander lernen“, um Verständigung und Freundschaft.

Was ich mich frage: Ist das Europa? wie es in Osteuropa zugeht sieht man bei www.poezdka.de

Foto: Alesia Belaya

Datum: 03.12.2008

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